Über 220 Millionen Menschen in Europa leiden an einer Erkrankung des Gehirns. Die Folgen sind schleichende Verluste von geistigen und motorischen Fähigkeiten, die zu Isolation und Pflegebedürftigkeit führen. Umso wichtiger ist es daher, die Forschung an neurodegenerativen Krankheiten voranzutreiben. Denn ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen, die hinter Demenz und co. stecken, schafft auch die Grundlage für bessere Therapien dagegen.
Ein besonderer Erfolg in diesem Bereich ist Julia Ring und Jelena Tadic vor Kurzem gelungen. Die beiden Molekularbiologinnen der Universität Graz wurden von der österreichischen Alzheimer-Gesellschaft mit einem Young Investigator Award ausgezeichnet. Mehr als 200 führende Neurolog:innen und Psychiater:innen sowie Vertreter:innen sozialer Dienstleistungen und Grundlagenforscher:innen sind Mitglieder dieser Gesellschaft, die dadurch inhaltlich breit aufgestellt ist.
Die Studie, über die die Wissenschafterinnen auf der Jahrestagung der Gesellschaft berichteten, wurde im April 2022 im Wissenschafts-Journal EMBO Molecular Medicine veröffentlicht. Ihr Hauptaugenmerk legten Julia Ring und Jelena Tadic – gemeinsam mit ihren Kollegen Frank Madeo und Tobias Eisenberg – auf ein bestimmtes Protein namens DnaJA1. Sie fanden heraus, dass es ein mit der Alzheimer-Krankheit assoziiertes Peptid stärker verklumpen lässt und zudem Stress in den Mitochondrien auslöst. Und das, obwohl diese, „Chaperon“ genannte Art der Proteine, eigentlich eine wichtige Helfer-Aufgabe in unserem Körper erfüllt. DnaJA1 spielt, nach jetzigem Wissensstand, aber zumindest eine Doppelrolle.