Bereits während ihrer Dissertation und später als Postdoc am Institut für Molekulare Biowissenschaften (IMB) der Universität Graz hat Carina Wagner sich intensiv mit dem Energie- und Fettstoffwechsel beschäftigt. Ihren Schwerpunkt legte sie dabei auf den Vitamin-A-Stoffwechsel.
Wagner konnte Mitte 2024 ihr eigenes Forschungsprojekt einreichen, und zwar im Rahmen des Karriereprogramms „ESPRIT“ des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, das gezielt Nachwuchswissenschaftlerinnen fördert. Im Februar 2025 ist das Projekt offiziell gestartet. Wagner arbeitet in den kommenden drei Jahren daran, die Mechanismen des Vitamin-A-Stoffwechsels im Auge besser zu verstehen – mit dem Ziel, ein eigenes Forschungsteam aufzubauen.
Warum Vitamin A so wichtig für unsere Augen ist
Vitamin A zählt zu den essenziellen Mikronährstoffen. Der Körper kann es nicht selbst herstellen und ist deshalb auf eine kontinuierliche Zufuhr durch die Nahrung angewiesen. Im Auge übernimmt es eine zentrale Rolle im Sehprozess. Ein Mangel kann drastische Auswirkungen haben und sogar zu Nachtblindheit führen: Man verliert die Fähigkeit, Kontraste und Lichtverhältnisse in der Dunkelheit zu erkennen.
Um ständig auf genug Vitamin A zugreifen zu können, hat das Auge ein ausgeklügeltes System entwickelt. Es speichert den Mikronährstoff in Form von sogenannten Retinylestern in kleinen Fetttröpfchen, um es bei Bedarf mobilisieren zu können – wenn also nicht genug Vitamin A über die Nahrung in den Körper kommt. Welche Enzyme für den Abbau dieser Speicher verantwortlich sind, ist bisher kaum erforscht. Genau hier setzt Wagners Projekt an.
Grundlagenforschung mit Perspektive
Ziel ihrer Forschung ist, die bisher unbekannten Enzyme zu identifizieren, die am Vitamin-A-Stoffwechsel beteiligt sind, und deren Funktion zu charakterisieren. Dazu arbeitet Wagner mit Zellkulturen aus dem retinalen Pigmentepithel sowie mit Tiermodellen. Mit biochemischen Methoden analysiert sie, wie sich die Veränderung bestimmter Gene auf die Speicherung und Freisetzung von Vitamin A auswirkt.
Langfristig könnten ihre Erkenntnisse neue Ansätze für die Behandlung von Sehstörungen ermöglichen, etwa bei altersbedingter Makuladegeneration oder genetisch bedingten Erkrankungen. Auch wenn das Projekt stark in der Grundlagenforschung verankert ist, trägt es dazu bei, das komplexe Zusammenspiel unseres Sehvermögens besser zu verstehen.
Mut zur eigenen Nische
Noch arbeitet Wagner allein, im Herbst dieses Jahrs möchte sie aber Masterstudierende für ihre Forschungsgruppe gewinnen. Eine wissenschaftliche Karriere strebt sie an, auch wenn dieser Weg kein leichter ist. Aber: „Wer sich wirklich dafür interessiert und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt, kann es schaffen, in der eigenen Nische Fuß zu fassen. Bisher hat für mich alles gut geklappt“, erzählt die Nachwuchsforscherin.
Karotten essen nicht vergessen!
Und ja: Karotten sind übrigens tatsächlich gut für die Augen. Sie enthalten viel Vitamin A, dieses wird aber nur in Kombination mit etwas Fett vom Körper optimal aufgenommen. Also nicht auf das Tröpfchen Öl im Karottensaft vergessen.
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