Abwechselnd einen Tag streng fasten und einen Tag ohne Einschränkung essen: Das ist das Prinzip des „Alternate Day Fasting“, einer populären Methode, durch die man schnell ein paar überschüssige Kilos verlieren soll. Was oft als reine Diät propagiert wird, verlängert im Tiermodell nachweislich das Leben – und das, obwohl die Netto-Kalorienzufuhr nicht reduziert wird. Grund dafür ist ein Zellreinigungsprozess namens Autophagie, erklärt Univ.-Prof. Dr. Frank Madeo vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz: „Es handelt sich dabei um eine Art Selbstverdauungsprogramm, das die Zellen reinigt und entgiftet. Ausgelöst wird diese zelluläre Müllabfuhr vor allem beim kontrollierten Fasten.“ In einem aktuellen Forschungsprojekt untersucht Frank Madeo mit seinem Team nun, ob das „Alternate Day Fasting“ einen verjüngenden und gesundheitsfördernden Effekt auf Menschen hat.
Spezielle Beachtung wird die Forschungsgruppe auf Alterungsmarker legen, erklärt Madeo: „Im Lauf des Lebens verändern sich bestimmte Bestandteile im Körper: Der Zuckerstoffwechsel wird schlechter und bestimmte Organe, wie etwa die Leber, aber auch das Muskel- und Fettgewebe, reagieren weniger sensibel auf das Hormon Insulin. Wir untersuchen nun, ob diese natürliche Entwicklung durch regelmäßigen Essensverzicht eingebremst werden kann.“ Auch die generelle Fitness der Fastenden wird Gegenstand des Forschungsprojekts sein.
Die WissenschafterInnen entnehmen dafür Blut- und Gewebeproben von fünf Personengruppen mit jeweils verschiedenem Ess- und Fastenverhalten und untersuchen diese auf die biochemischen und molekularbiologischen Anzeichen des Alterns hin. Auch die weltweit einzige Population, die konsequentes „Alternate Day Fasting“ betreibt, eine in Wien lebende Gemeinschaft unter der Leitung von Erwin Haas und Bernhard Ludwig, wird Teil der Untersuchungen sein. Hochkarätiger Partner im Projekt ist Univ.-Prof. Dr. Thomas Pieber, Leiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Medizinischen Universität Graz. Erste konkrete Ergebnisse zur Anti-Aging-Wirkung des periodischen Fastens werden in zwei Jahren erwartet.
Wer Fasten in sein Leben integriert, tut sich selbst jedenfalls etwas Gutes, vermutet Madeo. Wege dafür gibt es viele: Zum Beispiel empfiehlt der Forscher, nach dem Nachtschlaf, einer natürlichen Fastenperiode, ab und zu auf das Frühstück verzichten oder nur schwarzen Kaffee zu trinken. Letzterer gehört nämlich zu jenen Nahrungsmitteln, die den Zellreinigungsprozess Autophagie auslösen. Weizenkeime, Sojabohnen, Champignons oder Zitrusfrüchte sind ebenfalls gute Fastenhelfer.
Das Projekt wird von der Uni Graz im Rahmen der „Unkonventionelle Forschung“-Initiative mit insgesamt 410.000 Euro unterstützt.
>> Ein Interview mit Frank Madeo hören Sie im Webradio der Grazer Universitäten